The Shelf

Start Up Yard

Entwurfsverfasser: Clemens Jopp @clemens.jopp
Semester: 10 (Sommersemester 2022)
Betreuer: Leif Høgfeldt Hansen
Hochschule: Aarhus School of Architecture / TU Braunschweig

Hintergrund
Genua ist eine der engsten Städte Italiens. Mit seinen fast 600.000 Einwohnern ist es auch eine der größten Italiens. Genua liegt an den Alpen und breitet sich auf einem recht schmalen, aber breiten Streifen entlang des Ligurischen Meeres aus. Nahezu überall ist es dem Wasser und dem Hafengebiet zugewandt, welches weitgehend von Industrie und Tourismus geprägt ist.
Die Bestandsgebäude vor Ort dienen überwiegend der Wohnnutzung. Die beiden Eckstrukturen sind höher als der Mittelteil. Die Schuppen in der Mitte sind hauptsächlich Lager und ein winziger Lebensmittelladen. Der Block ist im Laufe der Jahre gewachsen, was zu einem ungleichmäßigen Erscheinungsbild nach außen geführt hat. Detaillierte Fassaden und Ornamente wechseln sich mit provisorischen Wänden und Öffnungen ab.

Transformation
Die Idee dieses Transformationsprojekts ist es, den bestehenden Block und seine Atmosphäre auf Augenhöhe und im menschlichen Maßstab zu halten. Aufgrund des maroden Zustands des Bestandsgebäudes und der Anforderungen an das neue Hochhaus werden alle inneren Strukturen entfernt. Außerdem werden die kleineren Schuppen zwischen den beiden eigentlichen Wohngebäuden rückgebaut, wobei insgesamt aber der Grundriss des historisch gewachsenen Blocks erhalten bleibt. Die Atmosphäre der Via Varenna ist durch die vorhandenen Fassaden auf Straßenlevel noch vorhanden.

Konstruktion
Das schmale Grundstück war herausfordernd, bot jedoch ein großes Potenzial für das neue Hochhaus. Die Konstruktion ist ein Holz-Beton-Hybrid, was eine schnelle, präzise Montage vor Ort mit einem ökologischen Fußabdruck ermöglicht. Da Genua eine sehr enge Stadt ist, haben alle vorgefertigten Elemente relativ kleine Abmessungen, sodass sie auf mittelgroßen LKW transportiert werden können.
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt innerhalb eines 3,5 x 3,5 m großen Holzrasters – eine Weiterentwicklung des traditionellen Laubengangs. Dadurch konnte der schlanke Fußabdruck erhalten bleiben und dennoch viele neue Wohneinheiten realisiert werden. Zwei Betonkerne an den Gebäudeenden stabilisieren die gesamte Konstruktion und ermöglichen im Brandfall einen sicheren Durchgang. Die Decken innerhalb des umschlossenen Baukörpers sind CLT-Beton-Hybride. Dies ermöglicht eine Reduzierung von Beton bei trotzdem verhindertem Brandüberschlag, ebenso eine bessere Schalldämmung zwischen den Wohnungen.

Gemeinschaft
Neben der Zirkulation werden viele der Gemeinschaftsaspekte innerhalb des äußeren Gitters behandelt. Doppelgeschosse verbinden die Ebenen vertikal, verbessern eine ebenenübergreifende Nachbarschaft und verhindern anonyme horizontale Wohnverhältnisse, die bei anderen Hochhausprojekten häufig ein Problem darstellen. Dieses Raster hat dem Projekt den Namen „The Shelf“ gegeben, da sich jeder Bewohner um seinen eigenen Außenraum kümmern kann, der in der Skyline der Stadt angezeigt wird – als erweitertes Wohnzimmer mit eigener Identität.

Brandschutz
Sprinkler im gesamten Gebäude verhindern einen größeren Brandausbruch. Holzkonstruktionen innerhalb der Wohnungen sind mit Gipsplatten verkleidet. CLT-Beton-Hybriddecken verbessern den Schallschutz und verhindern eine Brandausbreitung über die Ebenen. Zwei Treppenhäuser bieten einen vertikalen Fluchtweg, einer davon unter Druck und mit einem Feuerwehraufzug. Da sich die Zirkulation außerhalb der Gebäudehülle befindet, sollte Rauch im Notfall kein Problem darstellen.

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